Der Nationalpark Kellerwald Edersee ist wunderschön. Er ist riesig, und du musst gut zu Fuß sein, um die Schätze des Waldes zu entdecken. Es gibt jedoch auch eine Alternative: Im Nationalpark findest du einige zauberhafte Radwege. Wir haben uns diesmal einen interessanten Weg ausgesucht und sind ihn für dich gefahren.
Wir wollen heute den Radweg ER2 fahren. Er beginnt in Harbshausen. Da wir in Bringhausen sind, ist die Anfahrt sehr lang, denn wir müssen einmal um den See fahren. Es gibt jedoch eine Alternative. Fahre mit dem Rad von Bringhausen Richtung Asel Süd, und von dort kommst du Richtung Herzhausen nach Harbshausen, wo der Radweg beginnt.
Ganz nebenbei ist die Strecke von Bringhausen nach Asel Süd absolut schön. Der Weg führt über den ganzen Streckenabschnitt am See entlang. Kurz nach dem Ort beginnt bereits der Nationalpark. Der Weg ist ein breit geschotterter Feldweg und schlängelt sich die komplette Wegstrecke bis Asel Süd an einem angrenzenden Waldgebiet vorbei.
Edersee-Panorama im Nationalpark Kellerwald Edersee
Bereits nach kurzer Zeit kommen Fotofans voll auf ihre Kosten. Ein kleiner Steg, der direkt über das Wasser führt und als Sackgasse endet, lädt zu einem großartigen Blick über den Edersee ein. Wie wäre es mit einem Selfie vor eindrucksvollem Hintergrund? In diesem Bereich ist der See fast menschenleer, abgesehen von einigen Radfahrern und Segelbooten. Aber gerade die Segelboote hübschen den Blick über den See auf.
Wir radeln weiter über ein kleines Wehr, und kurze Zeit später erleben wir den nächsten Panoramablick über den See. Hier stehen auch Tisch und Bänke, um ein Picknick vor dieser brillanten Kulisse in freier Natur zu genießen.
Von hier aus geht es über einen kleinen Berg nach Asel Süd mit Campingplatz und Badeufer. Ab jetzt müssen wir eine Straße nehmen, die glücklicherweise nur leicht befahren ist. Sie ist derzeit leider in einem schlechten Zustand, sodass du Obacht vor Schlaglöchern und Rissen im Asphalt geben musst. Dann zweigt die Straße links ab Richtung Harbshausen. Es ist nur noch einen Kilometer bis zum Ort, der aber eine starke Steigung hat und für normale Fahrräder harte Beinarbeit fordert.
Ankunft in Harbshausen
Harbshausen ist ein Dorf oberhalb des Edersees, auf einer Höhe von 300 Metern. Wir fahren hinein und sind angetan vom liebevollen Charakter des Ortes. Gepflegte, historische Häuser mit prächtigen Vorgärten gesellen sich zu alternativen Holzhäusern mit nachhaltigem Charakter. Insbesondere an sonnigen Tagen bezaubert die Ortschaft durch ihren gemütlichen Charme. Wir finden dort den Wegweiser zur „Himmelsbreite“. An dieser Stelle ist ein kleiner Wanderparkplatz mit einigen Informationen über die Gegend, sowie über die Wander- und Radwege durch den Nationalpark. Du kannst die Tour auch direkt hier starten. Den Aufstieg nach Harbshausen umgehst du dann allerdings nicht. Er kommt dann am Ende des Weges. Da der Radweg ER2 ein Rundweg ist, führen die Wegweiser in zwei Richtungen. Wir entschieden uns, den linken Weg zu nehmen. Wie sich später herausstellen wird, war die Entscheidung goldrichtig. So hatten wir anfangs noch einige kleinere Steigungen durch atemberaubende Landschaften und zum Schluss die Abfahrten durch zivilisierte Regionen.

Durch den Nationalpark Kellerwald Edersee
Langsam, aber stetig geht es weiter bergauf. Wir fahren auf gut ausgebautem Schotterweg gemütlich durch den Nationalpark. Die Landschaft ist erstaunlich abwechslungsreich. Anfangs finden wir noch einige landwirtschaftlich genutzte Flächen, die später von großen Lichtungen mit Naturwiesen abgelöst werden. Der Wald in dieser Gegend ist artenreich. Es ist kein reiner Buchenwald, wie in vielen anderen Regionen des Nationalparks. Wir erleben einen vielfältigen Mischwald mit Buchen, Fichten, Lärchen, Eichen, Kastanien und anderen Bäumen. Hier bleibt das Totholz liegen, um den Wald wieder in einen Urwald zu downgraden. Dadurch fallen leider auch zahlreiche abgestorbene und kranke Bäume auf. Besonders hart hat es die Fichten getroffen. Sie haben die Trockenheit der letzten Jahre oftmals nicht überlebt. Ebenso sind die Kastanien meist stark von Miniermotten befallen. Das bemerken wir anhand der braunen, vertrockneten Blätter. Der Klimawandel hat den Bäumen und ihrem Immunsystem sichtbar zugesetzt.
Kleiner Lurch in großer Gefahr
Auch die Tierwelt im Wald ist gefährdet. Zurzeit befallen Pilze in beängstigendem Tempo die hübschen Feuersalamander, was sie stark dezimiert. Hinweisschilder mit dem Titel „Kleiner Lurch in großer Gefahr“ klären Wanderer, Hundebesitzer und Radfahrer auf. Die Pilzsporen sitzen oft unter den Schuhsohlen und werden in den Wald getragen. Das Gleiche gilt für Hunde. Deshalb achtet darauf, Hunde an der Leine zu halten und die Wege nicht zu verlassen. Wozu auch? Der Radweg führt direkt durch die schönsten Landschaften des Nationalpark Kellerwald Edersee.
Am Fahrentriesch
Wir erreichen jetzt 450 Höhenmeter und sind am Fahrentriesch angekommen. Der Radweg macht hier eine scharfe Kehre. Was aber ist der Fahrentriesch? Nun, im Nationalpark soll ein echter Urwald wachsen. Es gibt aber einige wenige Flächen, auf denen einstige Kulturlandschaften erhalten bleiben sollen. Im ganzen Gebiet des Waldes gab es vor weit mehr als tausend Jahren etliche Siedlungen, die allerdings schon in historischer Zeit aufgegeben wurden. Jedoch haben die Siedlungen bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, so wie hier am Fahrentriesch. Hier gibt es Stellen, die früher „geplaggt“ wurden. Dabei wurden mittels Hacken aufwendig die obersten Vegetations- und Humusschichten abgetragen, um Kräuter und Heide besser wachsen zu lassen. Hier weideten einst Heidschnucken. Ebenfalls stehen hier Reste eines Hutewaldes, der für die Viehhaltung bedeutsam war. Die Nationalparkverwaltung beschloss, diese Flächen zu erhalten. Das arbeitsintensive Plaggen wird heute wesentlich effektiver mit Maschinen betrieben.
Was wir hier sehen, ist eine attraktive Wiesenlandschaft mit Bäumen. Außerdem befindet sich hier eine offene Hütte mit zahlreichen Informationstafeln über Flora und Fauna. Nach kurzer Pause fahren wir weiter. Es sind noch fünf Kilometer bis zur Quernst.
edlake-Tipp
Es macht wirklich Sinn, die Tour durch den Nationalpark Kellerwald Edersee in Bringhausen zu starten. Dann hast du den Anstieg nach Harbshausen am Anfang und nicht zum Schluss. Außerdem ist der Weg von Bringhausen nach Asel Süd ein Highlight. Wir waren froh, den Weg ab Harbshausen mit dem Uhrzeigersinn, also in die linke Richtung, genommen zu haben, wie bereits beschrieben.
Auf der Quernst
Auf der Quernst erreichen wir mit 535 Höhenmetern den Gipfel unserer Radtour. Hier biegt der Weg rechts ab Richtung Frankenau. Wir empfehlen dir allerdings, noch ein kurzes Stück geradeaus zu fahren. Dort kommst du zur Quernstkapelle auf einem kulturhistorisch bedeutsamen Standort. Historiker sind sich sicher, dass hier eine wichtige heidnische Kultstätte stand. In der Zeit der Christianisierung wurde dann an diesem Punkt eine Kirche gebaut, die aber wieder verfiel. 1860 wurde die Ruine abgetragen. In den Jahren 2006 bis 2007 baute die Stadt Frankenau dort wieder eine neue, kleine Kapelle auf, die wir heute bewundern. Die schmucke Architektur gliedert sich perfekt in die Natur ein. Dieser Ort ist zur Andacht erbaut, und manchmal finden kleinere Gottesdienste statt. Auch wir treten ein und verweilen, um unsere Seelen zu erden.
Abgang
Von nun an geht es bergab. Die Talfahrt beginnt zunächst moderat, nimmt aber an Fahrt auf, bis wir eine asphaltierte Strecke erreichen und den Nationalpark Kellerwald Edersee verlassen. Kurz vor Frankenau liegt rechts die Kellerwalduhr, die unbedingt einen Ausflug wert ist. Wir streifen Frankenau lediglich und fahren auf einem komfortablen Radweg nach Schmittlotheim und dann nach Altenlotheim entlang der Eder. Wir radeln durch prächtiges Kulturland, mit attraktivem Baumbestand und sanften Hügeln. Nach dem Urwuchs im Nationalpark Kellerwald Edersee treffen wir jetzt auf eine Kontrastlandschaft.
Willkommen auf dem Lande – im Nationalpark Kellerwald Edersee
Der letzte Streckenabschnitt führt uns durch eine ländliche Gegend mit einigen schmucken Dörfern. Der Weg ist hier durchweg asphaltiert, sodass du bequem fährst, um die Gegend zu genießen. Es lohnt sich tatsächlich, denn die Landschaft in diesem Gebiet ist besonders attraktiv. Dich erwarten keine Steigungen mehr, und so wird der letzte Abschnitt unserer Tour zu einem echten Vergnügen. Landwirtschaftlich genutzte Kleinflächen wechseln sich mit Naturwiesen, Bäumen und Waldabschnitten ab. Die Dörfer wirken gepflegt und lieblich. Allerdings raten wir dir, Proviant und Trinken mitzubringen, da du unterwegs, auch auf den Dörfern, nichts finden wirst. Dazu kannst du dann aber auch notfalls den Radweg verlassen.
In Altenlotheim überqueren wir die Eder über eine alte Brücke mit Metallgeländer. Wir halten an und genießen den Blick von der Brücke aus auf den bezaubernd schönen Ederlauf. Die Brücke selbst lädt uns noch zu einem Selfie mit dem Smartphone ein, bevor wir weiterfahren.

Das Ziel ist greifbar
Kurz vor Herzhausen sehen wir rechts das Nationalparkzentrum, ebenfalls ein lohnendes Ausflugsziel im Nationalpark Kellerwald Edersee. Hier müssen wir nun die Bundesstraße nehmen. Bislang blieb uns das erspart, aber es ist glücklicherweise nur ein sehr kurzer Streckenabschnitt, bis wir rechts, Richtung Asel Süd, abbiegen. Wir fahren wieder auf der Landstraße, die wir vom Beginn der Tour kennen. Nach wenigen Kilometern erreichen wir die Stelle, an der wir anfangs die Auffahrt nach Harbshausen hochfuhren. Wir sind froh, diesen Anstieg nicht nehmen zu müssen. Die Tour war bis jetzt recht anspruchsvoll. Die Strecke nach Asel Süd führt wieder entlang des Edersees, bis wir letztlich Asel Süd erreichen.
Die letzte Rast
Hier ist der Campingplatz und wir halten an. Am Badestrand erblicken wir einen Eiswagen. Welch großartiges Geschenk. Ein Eis ist jetzt das Beste, was uns passieren kann. Wir setzen uns ins Gras und genießen. So schön kann das Leben sein. Wir haben keine Lust aufzustehen, aber wir wollen ja weiter. Los geht’s.
Zurück nach Bringhausen
Die letzte Etappe im Nationalpark Kellerwald Edersee nach Bringhausen folgt demselben Weg wie bereits auf der Hinfahrt. Das stört wenig, weil der Weg durch den Wald, direkt am Seeufer, bildschön ist. Dann verlassen wir den Wald und fahren ein letztes, kurzes Stück über Kulturland, bis wir Bringhausen wieder erreichen. Wir sind ungefähr 53 Kilometer gefahren und begeistert, was wir auf dieser Strecke erlebt haben. Wir ahnten nicht, dass der Nationalpark nicht nur aus Wald besteht, sondern eine überraschend vielfältige Landschaft bietet, die ständig ihr Gesicht ändert. Wir haben Natur hautnah und wild erlebt, als wolle sie uns sagen: „Was wollt ihr hier? Wir kommen gut ohne euch klar.“ Auch die letzten Etappen durch kultivierte Gegenden empfanden wir als angenehm auf gut ausgebauten Radwegen. Der Radweg ER2 ist ein echtes Highlight in unserer Heimat.
edlake-Fazit: Den Radweg ER2 kannst du bequem fahren. Alle Wege der einzelnen Etappen sind ordentlich ausgebaut. Die Höhenunterschiede sind allerdings nicht zu unterschätzen. Somit ist die Tour eher als etwas anspruchsvoller einzustufen. Es kommt natürlich darauf an, ob du mit einem E-Bike unterwegs bist oder einem herkömmlichen Rad. Die Landschaft, die du hier erlebst, ist in jedem Falle grandios und kontrastreich. So ist die Strecke sehr kurzweilig. Wir empfehlen, Proviant mitzunehmen. Selbst in den Ortschaften musst du den Radweg verlassen, um eine Gastronomie zu finden. Du solltest auch genügend Zeit einplanen. Die Tour wird schnell zur Tagestour, weil es unterwegs viel zu entdecken gibt. Unsere Meinung: Sehr empfehlenswert, wenn du Naturliebhaber bist und gern die Gegend mit dem Rad erkunden möchtest.
Weitere Infos:
Wegbeschreibung mit Höhenprofil und Karte für die Radtour im Nationalpark Kellerwald Edersee: https://touren.edersee.com/de/tour/radtour/edersee-radrundweg-2-er2-erlebnis-frankenauer-flur-und-nationalpark/43665416/
Infos zum Nationalpark Kellerwald Edersee findet ihr hier.
Fahrräder im Nationalpark Kellerwald Edersee
Um es vorwegzunehmen: Ja, du darfst im Nationalpark Kellerwald Edersee radfahren. Allerdings ist das nur auf ausgewiesenen Radwegen gestattet. Diese Radwege sind gut ausgebaut und gepflegt. Es lohnt sich, diese Wege zu nutzen, denn sie führen dich an die schönsten Orte unseres Parks. Unser Appell an dich: Verlasse die Radwege nicht und fahre nicht auf Wanderwegen, die nicht als Radwege ausgewiesen sind. Das macht auch keinen Sinn, denn durch querliegende Äste oder felsige Untergründe verliert die Radwanderung schnell ihren Spaß. Wie bereits im Text beschrieben, verlasse bitte nicht die Wege, um die Natur zu schützen.





