Die Schranke im Eingangsbereich des Campingplatzes funktioniert nicht. Dafür finden die frechen Papageien im Käfig gegenüber der Anmeldung die passenden Worte: „Komm her!“ tönt es den Besuchern entgegen. Gleich darauf krächzen die bunt gefiederten Pförtner ein hämisches „ha ha ha“. Erlebnis-Camping – man glaubt es sofort.
Zumindest, wenn man gewillt ist, etwas zu erleben. Denn „Erlebnis ist, was man selber daraus macht“, so Sven Bettermann im lockeren Umgangston, der gemeinsam mit seiner Frau Odette den Platz nun schon seit ziemlich genau neun Jahren betreibt. Es verwundert daher kaum, dass man sich kurzerhand selbst hinter dem Steuer des „Gator“, eines kleinen allradgetriebenen Nutzfahrzeuges, wiederfindet, um in die Rolle des Chefs zu schlüpfen und den Platz zu erkunden – oder vielmehr: zu erleben.
Übernachten wie im Märchen
Über verschiedene Ebenen verteilen sich insgesamt 17 Rondelle mit jeweils mehreren Stellplätzen für Camper, Wohnmobile oder Zelte. Passend zur Lage inmitten der Grimmheimat Nordhessen tragen die Rodelle Namen wie Rapunzel, Schlaraffenland, König Drosselbart oder Hänsel und Gretel. Das ganze Gelände ist außerdem gespickt mit „festen“ Gebäuden bzw. Unterkünften, die eigene Konzepte verfolgen. Dabei gleicht keine Hütte der anderen. Neben dem Hexenhäuschen, dem Schäferwagen und der an alte Safari-Filme erinnernden Zeltlodge als absolutem Hingucker ist das Highlight dieses Ensembles aber zweifellos das Millionen-Sterne-Zelt. Ein mitten auf der Wiese stehender Schrank, der in Wahrheit ein Klappbett in sich versteckt, das seinen Besuchern eine unvergessliche Nacht unter dem Sternenhimmel verheißt.
Jedem Betrachter und Gast wird schnell klar, viele Grenzen gibt es hier nicht. Speziell umzäunte und deutlich sichtbar abgetrennte Bereiche beispielsweise für Dauercamper, wie man sie von anderen Campingplätzen kennt, sucht man in Naumburg glücklicherweise genauso vergebens wie die in manchem 5-Sterne-Hotel aufgesetzte Höflichkeit. Um es mit einem Liedtitel der Band Nirvana zu beschreiben: „Come as you are.“ Beste Voraussetzung also, um eine gute Zeit zu haben.

Einfach man selbst sein
Das macht auch den besonderen und fast schon einzigartigen Reiz dieses Campingplatzes aus: die bunt gemischten Camping-Gäste aus aller Herren Länder, die sich im flapsig-kollegialen Gespräch mit Sven Bettermann sichtlich freuen, hier unverstellt sie selbst sein zu können.
Allein diese Konversationen für sich genommen sind schon ein Erlebnis und zaubern jedem Beteiligten wie Unbeteiligten unweigerlich ein Grinsen auf die Lippen. Ganz neuen Gästen steht unter Umständen zuerst ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, doch nach einer sehr kurzen Eingewöhnungsphase weiß man das Völkchen hier zu nehmen. Dann nimmt man auch die Beschreibung der zum Platz gehörenden Camping-Klause nebst Strandbar als Selbstironie hin und ist spätestens jetzt angekommen: wenn man realisiert – hier auf dem Campingplatz in Naumburg nimmt man sich nicht allzu ernst und das Leben mit einem Augenzwinkern. Wie sonst wäre es zu erklären, die Wirtschaft als „Kneipe für Arbeitsscheue und Asoziale“ zu bezeichnen?

Freizeitspaß garantiert
Die ganz eigene Art von Odette und Sven Bettermann kommt bei ihren Gästen gut an. „Viele von ihnen sind Stammgäste und dem Platz schon seit Jahren treu.“ Vielleicht auch, weil sie hautnah miterleben konnten, wie Sven und Odette den damals heruntergekommenen Campingplatz in mühsamer Kleinarbeit in das idyllische Camper-Paradies verwandelt haben, das es heute ist.
Einer dieser Stammgäste und gleichzeitig halb inventarisiert ist Mike Gerhold. Der Vollblutmusiker verbringt jedes Jahr mehrere Wochen auf dem Platz und spielt dort zahlreiche Auftritte. Teils geplant und teils ganz spontan aus einer sommerlichen Bierlaune heraus. Die Chancen stehen für Besucher also durchaus günstig, jederzeit in den Genuss von Live-Musik zu kommen.
Wer hingegen etwas mehr Bewegung sucht, findet in der Umgebung des Platzes genügend Möglichkeiten, den Urlaub aktiv zu gestalten. Sei es im Schwimmbad direkt neben dem Campingplatz, in der historischen Altstadt von Naumburg, auf Wanderwegen wie dem Habichtswaldsteig, auf ausgedehnten Radtouren durch die Natur oder auf den Spuren der Gebrüder Grimm und ihrer weltbekannten Märchen. Mit dem Campingplatz als Ausgangspunkt ist für jeden Urlaubstyp das Passende dabei. Und sollten die kleinsten Reisenden auch nach der ausgedehntesten Wandertour noch immer fit und munter sein, bietet der Campingplatz einen ausgedehnten Spielplatz. Oder Sven Bettermann schnappt sich die Kids und fährt mit ihnen in seinen zu Anhängern umgebauten, abgesägten Renaults, vom Traktor gezogen, über den Platz. Ganz unkompliziert – wie alles hier.
Wanderweg Habichtswaldsteig
Wie finde ich zum gezeigten Wanderweg? Alles Nötige unter: www.naturpark-habichtswald.de
Treffpunkt für Oldtimer-Freunde
Apropos Autos: Mit etwas Glück ist man zeitgleich zu einem der Treffen verschiedener Oldtimer-Freunde auf dem Campingplatz; z.B. der Isetta Club oder der NSU-Oldtimer-Club.
Bekannt aus Funk und Fernsehen
Der Campingplatz in Naumburg ist „übrigens der einzige in der Region, der das gesamte Jahr geöffnet hat – auch im Winter“, verkünden Sven und Odette. Wer also eine ganz besondere Erfahrung sucht, der kann sein Zelt hier auch im Schnee aufstellen, anschließend in die Fasssauna kriechen, um sich zu guter Letzt im eisig kalten Tretbecken wieder herunterzukühlen.
Dass das Erlebniscamping in Naumburg etwas Besonderes ist, hat sich längst über die nordhessischen Grenzen hinaus herumgesprochen. Der Hessische Rundfunk hat Sven und Odette Bettermann im vergangenen Jahr eine ganze Sendung gewidmet. Und auch in der aktuellen Kabel1-Serie „Yes we camp!“ hat der Campingplatz mehrere Auftritte.
Wer also noch immer unentschieden ist, ob Naumburg eine Reise wert ist, wird allerspätestens nach den TV-Beiträgen den Erlebnis-Campingplatz von Sven und Odette in seine nächsten Urlaubsplanungen einbeziehen.
Mehr Infos zum Campingplatz in Naumburg findet ihr unter: www.camping-in-naumburg.de und weitere Infos zum Erlebniscampen in Nordhessen gibt es unter grimmheimat.de