Wer kennt es nicht, das Schloss am Edersee?! Das Wahrzeichen der wunderschönen Region war einst im 13. Jahrhundert Residenz der Grafschaft Waldeck. Aber spätere Landesstellungen und der neue und repräsentativere Regierungssitz im Schloss der Stadt Arolsen sorgten 1665 für seinen Bedeutungsverlust. Über 120 Meter hoch thront es auf einem Berg über dem 11,8 km² großen Ederstausee. Von hier aus genießt man einen atemberaubenden Weitblick über die landschaftlich facettenreiche und einzigartig schöne Ederseeregion im Naturpark Kellerwald-Edersee.
Schon allein dieser empfehlenswerte Aussichtspunkt wäre einen Besuch wert. Aber kennt ihr schon die spannenden und schaurigen Geschichten, die die Mauern der Schlossanlage aus dem 11. Jahrhundert von damaligen Zeiten zu erzählen wissen? Zu dieser Zeit war es generell alles andere als romantisch, in Burgen und Schlössern zu leben. Dunkelheit, Nässe, Kälte, Ratten und anderes Ungeziefer musste man dort mit in Kauf nehmen.
Im Jahr 1738 wurde das Schloss, wo sich heute ein First–Class-Hotel und verschiedene Restaurants befinden, sogar zum Waldeckischen Zucht- und Arbeitshaus gemacht.
Männliche und weibliche Gefangene, die von einem ordentlichen Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt wurden, kamen auf die Burg in Waldeck. Diese wurden aber, je nach Geschlecht, streng voneinander getrennt. Selbst durch die Gefängniskapelle führte eine deckenhohe Trennwand. Einzig und allein sonntags, beim Hofgang auf dem Schlosshof, gab es die Möglichkeit, zumindest mal einen Blick auf das jeweils andere Geschlecht zu „erhaschen“. Eine Verständigung oder gar eine Unterhaltung war aber selbst dort nicht möglich.

Wie ihr euch denken könnt, war es zu damaligen Zeiten auch sehr schlecht mit der Wasserversorgung, dort oben auf dem Berg. Man hatte Regenwasser mit Zisternen gesammelt, aber das reichte für die Versorgung der Bewohner der Burganlage bei weitem nicht aus. Daher mussten über sage und schreibe 500 Jahre lang die benötigten Wasserfässer beschwerlich mit Pferde- und Ochsenwagen aus der Stadt Waldeck hin- und hergefahren werden. Bis dann letztendlich Graf Johann I. im Jahr 1550 einen Brunnenbau im Burgbereich veranlasste.
Für diese Arbeit wurden zwei Gefangene ausgewählt. Als Lohn für das Brunnengraben wurde ihnen die Freiheit versprochen. Die beiden gruben sich also 20 Jahre lang in die Tiefe. Pro Jahr kamen sie sechs Meter weiter. Sie arbeiteten nicht nur im Brunnenschacht, sie lebten auch dort bei dürftiger Beleuchtung dank Öllampen. Das muss ein erbärmlicher und harter „Knochenjob“ gewesen sein. Als dann endlich das Wasser floss, war die Freude verständlicherweise riesengroß. Zum einen waren sie endlich fertig, und zum anderen freuten sie sich auf die versprochene Freiheit. Die Freude währte aber nicht lang! Es wurde ein großer Korb zu ihnen hinuntergelassen. Der Erste, der sich hochziehen ließ, erblindete beim Blick in das grelle Sonnenlicht, und der Zweite erlitt noch beim Hochziehen, vermutlich aufgrund der unermesslichen Freude, im Korb einen Herzinfarkt und starb dabei.
Seit 1906 wird die Schlossanlage nun aber als Hotel geführt und ist seitdem ein beliebter Aussichtspunkt für Besucher aus nah und fern!
edlake Tipp
Einen Besuch im Schlossmuseum solltet ihr euch definitiv nicht entgehen lassen. Die Ausstellung „Hinter Schloss und Riegel“ führt euch durch weitere interessante, aber auch gruselige Geschichten, die sich im Laufe der Jahrhunderte hinter den Schlossmauern ereigneten. So könnt ihr euch dort einige Exponate anschauen, die sehr deutlich machen, wie hart man zu damaligen Zeiten mit Strafgefangenen umging.
Bürger- und
Tourismusbüro
Waldeck am Edersee
Marktplatz 13
34513 Waldeck
Telefon: 05623 – 973782

