Im Gegensatz zu vielen Fachwerkstädten der Region ist das Stadtbild von Bad Arolsen maßgeblich geprägt von der Residenz der Fürsten zu Waldeck und Pyrmont. Vor allem das Barockschloss macht die Kleinstadt unweit des Twistesees zu einem beliebten Urlaubs- und Ausflugsziel.
Nachdem die edlake Redaktion in der vergangenen Ausgabe in Korbach auf den Pfaden der Hanse unterwegs war, begeben wir uns für dieses Heft in Bad Arolsen auf die Spuren von Prinzessin Emma und der Fürsten.
Ausgangspunkt für unsere Tagestour ist die Stadtkirche im Herzen Bad Arolsens. Mitten auf dem Marktplatz stehend wirkt es, als wäre die Stadt drumherum gebaut. Und auch wenn das für die sie umlaufenden Straßen stimmen mag, ist die Ausrichtung eine andere. Anders als bei anderen Kirchen üblich ist die Kirche „gewestet“ und nicht „geostet“. Grund hierfür war, dass das Portal und der Turm dem Schloss zugewandt sein sollten. Wenn man also heute die Schlossstraße entlangschreitet, hat man immer einen unverbauten Blick auf das Hauptportal der Kirche. Dass sich nicht nur die Stadtkirche sondern die ganze Stadt am Schloss ausrichtet, merkt man nicht nur, wenn man in die rasterförmigen Straßenzüge blickt. Dieser Eindruck wird uns auch bestätigt, als wir uns bei der Tourist-Information am Rathaus mit Info-Materialien für den Tag ausstatten.
Fokus Schloss
Hier erfahren wir, dass die Stadt nach dem Bau des heutigen Barockschlosses, welches einen älteren Renaissance-Bau ersetzte, in der Tat am Reißbrett geplant wurde. Diese generationenübergreifende Arbeit wurde 1713 von Julius Ludwig Rothweil begonnen und von seinem Sohn Franz Friedrich weitergeführt.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie diese Planung ausgesehen hat, besuchen wir als Nächstes das Bronze-Modell in der Königin-Emma-Straße gegenüber vom Schloss. Direkt daneben wird die Entwicklung der Stadt an vier Lesepults in aller Kürze dargestellt. Dieser Ort ist nicht nur Ausgangspunkt der historischen Stadtführungen, sondern auch für unsere Tour durch das nordhessische Versailles.
Es ist kurz vor 11 Uhr und wir beeilen uns, um rechtzeitig an einer der stündlich stattfindenden Führungen teilnehmen zu können. Eine Stunde lang schreiten wir durch prachtvolle Säle voller Stuck und Verzierungen. Und während wir den Erzählungen des Schlossführers lauschen, bohnern wir mit unseren Filz-Pantoffeln ganz nebenbei auch noch das Parkett der weitläufigen Hallen.
Bad Arolsen kennenlernen
Es gibt viele Möglichkeiten, die Stadt zu entdecken. Neben den klassischen Stadtführungen der Gilde 1719 e.V. gibt es auch den „Historischen Stadtführer“, eine selbstgeführte Tour mit über 30 Stationen im historischen Stadtkern. Auch die Schatzsuche-App der GrimmHeimat NordHessen, die wir euch in Korbach bereits vorgestellt haben, könnt ihr in Arolsen wieder bemühen und euch auf den interaktiven Rundgang „Vom Barock bis zur Moderne“ begeben.
Achtung: Andere Öffnungszeiten im Winter.
Das Schloss hat in der kalten Jahreszeit nur mittwochs bis samstags von 14-17 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zwischen den Jahren gibt es Sonderöffnungszeiten. Es wird Gästen empfohlen, sich vorab unter
buchung@schloss-arolsen.de anzumelden oder das Buchungsformular auf www.schloss-arolsen.de zu nutzen.
Gassen voller bunter Häuser
Im Anschluss wird uns noch der „Barocke Spazierweg“ empfohlen, der einmal um das Schloss herum und durch den Baumpark führt. Wir schlendern in aller Ruhe also am Schlossteich vorbei und laufen einmal ums Schloss. An verschiedenen Stationen wird beiläufig die Geschichte der Stadt erzählt. Zurück auf der Schlossstraße zwischen Schloss und fürstlichem Marstall-Gebäude, welches heute das Christian-Rauch-Museum beherbergt, entscheiden wir uns spontan, nicht dem Weg Richtung Baumpark zu folgen, sondern stattdessen noch ein wenig die kleinen Boutiquen in Bürgerhäusern mit bunten Putzfassaden entlang der Schlossstraße und den gepflegten Nebenstraßen erkunden. Nach so viel Hochkultur ist ein bisschen
Entspannung angesagt.
Zu Gast bei Emma
Auf halber Höhe zwischen Schloss und Stadtkirchen-Portal fällt uns ein kleines Café ins Auge, das den Namen Prinzess Emma trägt. Da wir ein kleines Hüngerchen verspüren und die Aussicht auf einen warmen Kaffee verlockend klingt, betreten wir das Lokal. Die Prinzessin überzeugt nicht nur mit leckeren Waffeln, sondern auch mit uriger Gemütlichkeit. Die Mischung aus geblümten Polstermöbeln und Kaffeehaus-Charme gefällt uns wirklich gut, und weil auch der Kaffee nicht zu verachten ist, gibt’s gleich noch einen mit auf den Weg.
Naherholungsgebiet Twistesee
Der Weg führt uns nun raus aus der Stadt und rein ins Naherholungsgebiet. Beim Verlassen der Residenzstadt fahren wir vorbei an den herrlichen Baumalleen, die zum Flanieren einladen und sicherlich in den Sommermonaten herrlichen Schatten spenden. Den entspannten Teil unseres Nachmittags möchten wir allerdings außerhalb der Stadt verbringen, und zwar am nahegelegenen Twistesee. Als 1972 die Sperrmauer gebaut wurde, hatte man den Erholungswert einer solchen Anlage bereits im Fokus gehabt. Entstanden ist ein wirklich schöner Stausee direkt vor den Toren der Residenzstadt, der ein umfangreiches Freizeitangebot vom Wandern über Wassersport bis hin zum Golfen bietet.
Entspanntes Spazieren
Da es für Wassersport schon etwas kalt ist und unsere Rückhand (oder war das Tennis?!) nicht so gut ist wie die von den Kollegen vom golf & business Magazin, entscheiden wir uns für eine Umrundung des Twistesees. Was nach einer sportlichen Höchstleistung klingt, ist bei dem kleinen Stausee mit einer Länge von gerade mal 2,8 km eher ein entspannter Nachmittagsspaziergang. Die 6,6 km lange Strecke führt entlang der Ufer und wird nur an einer Stelle von einem kurzen Abstecher in den angrenzenden Wald unterbrochen. Er führt vorbei an dem im Sommer gut besuchten Badestrand und der Wasserski-Anlage. Auf der anderen Seite passieren wir den Hundestrand und den ganzjährig geöffneten Campingplatz, der im Sommer auch immer ein schönes Kaffee-Plätzchen mit Blick auf den See zu bieten hat. Das markante weiße Gebäude oberhalb der Talsperre ist das „Café im See“, das ein leckeres Frühstücksbuffet und auch viele tolle Waffeln auf der Karte hat.
Historischer Abschluss
Da unser Waffelhunger für heute allerdings schon gestillt ist, lassen wir diesen Programmpunkt aus und landen nach gemütlichen 1,5 Stunden ohne App und Karte wieder an unserem Ausgangspunkt. Es folgt ein Besuch des angrenzenden Ortes Wetterburg, wo wir schon bei der Ankunft unser Auto abgestellt hatten. Bereits vorab hatten wir uns entschieden, den Abend in der gleichnamigen Wetterburg ausklingen zu lassen. Bei dem beeindruckenden Steingebäude mit Fachwerkgeschossen am Ortsrand Richtung Volkmarsen handelt es sich nicht um die Wetterburg selbst, sondern um die ehemalige Vorburg. Die eigentliche Wetterburg war wohl bereits im Dreißigjährigen Krieg eine Ruine.
Das Restaurant im Erdgeschoss ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der örtlichen Gastronomie und vor allem für die Ausrichtung von Ritteressen bekannt. Doch auch Fans von einem romantischen „Candle-Light-Dinner“ kommen hier auf ihre Kosten: Über 200 entzündete Dochte lassen die Räumlichkeiten der Burggastronomie jeden Mittwochabend zwischen Oktober und März in flackerndem Kerzenlicht erstrahlen.
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Gut gestärkt mit einer großen Portion Räuberkartoffeln treten wir die Rückreise an. Während wir den Ort verlassen, sehen wir ein Schild mit der Aufschrift „Mac Birdies Adventure Golf“ – das klingt doch mehr nach unserer Kragenweite.
Mehr Informationen zu Bad Arolsen und dem Twistesee findet ihr auf
www.bad-arolsen.de