Borken – Eine Stadt im Wandel

Die Bergbau-Stadt zwischen Knüll-Gebirge und Kellerwald hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem spannenden Ausflugsziel entwickelt – wir zeigen euch, warum!

Bergbau, Baggerseen, Borken … So hätte die Überschrift sicherlich auch lauten können, aber damit hätte man es sich zu einfach gemacht. Die Nachbarstadt von Fritzlar und Homberg (Efze) hat nämlich in ihrer langen Geschichte so einiges erlebt. Aufgrund der zentralen Lage war sie immer im Mittelpunkt allen weltlichen Geschehens, und dies sieht man auch noch heute am Stadtbild.

Spuren der Vergangenheit

So ist etwa die evangelische Stadtkirche ein imposanter Bau aus dem Jahr 1843 und damit noch gar nicht allzu alt. Anders als das Taufbecken, welches aus dem Jahr 1100 stammen dürfte und nach dem Abriss der Vorgängerkirche eine ganz eigene Geschichte zu erzählen hat. 

Auch das historische Rathaus aus dem Jahr 1611 am Marktplatz berichtet von einer Vergangenheit, die nicht so ganz zu seiner Funktion passen mag. So war es bereits das dritte Rathaus der Stadt und wurde 1777 von ihr erworben und nicht – wie bereits damals üblich – als Funktionsbau errichtet. 

Eine bewegende Geschichte 

Selbst die Gebäude erzählen uns also von dem stetigen Wandel der Stadt, der bis heute angehalten hat. „Borken gehörte nicht zu den Städten, die eine geschichtliche Entwicklung geprägt hat oder etwa selbst Geschichte machten. Borken war eine Gemeinde, die Geschichte erdulden musste, ja sogar erlitten hatte“, so pointiert hat es die Stadt selbst auf ihrer Website formuliert.

Allerdings ist es ihr in den letzten Jahrzehnten auf eine einmalige Art und Weise gelungen, aus diesem stetigen Wandel und allem, was dieser mit sich gebracht hat, einen absoluten Heimvorteil zu machen.

Eine prägende Zeit

Den größten Teil des 20. Jahrhunderts war Borken, dessen Wahrzeichen der weiße Wasserturm ist, geprägt vom Braunkohle-Abbau und dem Kraftwerk-Betrieb. Mit rund 15 Tagebauen und 6 Untertagebauen war aus dem ehemaligen Ackerbürgerstädtchen ein wichtiger Industriestandort entstanden. Doch die eingeschlagene Richtung änderte sich nach einem großen Grubenunglück Ende der 1980er-Jahre, gefolgt von der baldigen Schließung des Kraftwerks.

Bergbau in Borken – Edlake 2022
Abenteuer Bergbau – Im Besucherstollen des Bergbaumuseums können Interessierte hautnah erfahren, wie aufwendig und kräftezehrend die Arbeit unteratge war. Mehr Infos erhaltet ihr unter www.braunkohle-bergbaumuseum.de

Zeichen der Zukunft

Es galt also, sich und in dem Zusammenhang auch die durch den Bergbau geprägte Landschaft neu zu erfinden. 

30 Jahre später befindet sich dort, wo einst mit schwerstem Gerät gearbeitet wurde, eine atemberaubende Seenlandschaft. Das Naherholungsgebiet mit vier großen Seen gibt nicht nur der Region ihr verlorenes Gesicht zurück, sondern man hat auch etwas Identitätsstiftendes geschaffen, denn die „Borkener Seenplatte“ ist weit über ihre Landkreisgrenzen beliebt. 

Badespaß am Stockelache-See

Der kleine Star unter den Gewässern ist ein riesiges Naturschwimmbad, der sogenannte Stockelache-See. Besonders Schwimmer und Sonnenanbeter kommen hier bei 400 Metern Sandstrand, großen Liegewiesen und Grillplätzen auf ihre Kosten – es wird jedoch auch eine Eintrittsgebühr fällig. Eine 50 Meter lange Rutsche und ein Nichtschwimmer-Bereich mit großem Kinderspielplatz machen den See vor allem auch für Familien interessant. Doch auch Camper genießen diesen Ort in vollen Zügen, denn auf ausgewiesenen Parkplätzen ist mit Tagesticket die Übernachtung mit dem Wohnmobil möglich. 

Wassersport am Singliser See

Nur einige Kilometer weiter lockt der „Singliser See“ eine ganz andere Klientel. Zwar kann man hier auch schwimmen (allerdings im Gegensatz zum Stocklache-See ohne Badeaufsicht), aber dieses Gewässer gehört vor allem dem Wassersport. Segler, Surfer und auch Taucher sind hier den ganzen Sommer zu finden. Und auch Hundebesitzer können – am ausgewiesenen Hundestrand in der Nähe des Gombether Parkplatzes – das Wasser mit ihren Lieblingen genießen.

Stockelache-See – Edlake 2022
Badespaß im Sommer – Der Stockelache-See ist im Sommer das absolute Highlight für alle Wasserratten in und um Borken. Auch bei Touristen ist der große Badesee sehr beliebt.

Werdende Geschichte am Gombether See

Beim Dritten im Bunde ist die Rekultivierung noch im vollen Gange. Mithilfe von Grund- und Regenwasser entsteht hier – in direkter Nähe zum Singliser See – nach und nach das jüngste Freizeitgewässer. Ein paar Jahre wird man sich deshalb noch gedulden müssen, aber dann wird auch er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Naturparadies „Borkener See“

Der Größte von ihnen, der Borkener See, ist ebenfalls nicht für den Wasserspaß freigegeben, doch das liegt an seiner Lage mitten im Naturschutzgebiet. Hier wurde nämlich im Zuge der Rekultivierungsmaßnahmen ein ganz besonderer Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen. 

Und auch für Menschen ist dieser 350 Hektar große Bereich in direkter Stadtlage eine echte Naturoase. Besonders Wanderer und Naturliebhaber kommen auf einem 7,2 km langen Rundweg um den See auf ihre Kosten. Er führt nicht nur durch diesen neu geschaffenen Naturraum, sondern erzählt auch eine Geschichte von dem, was ist und war. 

Zeitloses Vergnügen am Schloss Hirschberg

So ist das „Wasserschloss Nassenerfurth“ eines der Highlights an der Strecke. Das auch „Schloss Hirschgarten“ genannte Anwesen befindet sich in Privatbesitz, öffnet allerdings an Sonntagen zwischen 14 und 18 Uhr die Tore für die Besucher ihres Schlosscafés. Gäste erwarten neben selbst gebackenem Kuchen und Kaffee auch Produkte aus dem eigenen Kräutergarten, der ebenfalls während der Öffnungszeiten zu besichtigen ist.

edlake Tipp: Der Keltenweg

qr borken keltenwegDie Geschichte der Region in Borken beginnt nicht erst mit mittelalterlichen Siedlungen, sondern ist viel älter. Unweit vom Nebentaler Ortsteil Römersberg könnt ihr euch auf einem 6,5 Kilometer langen archäologischen Rundweg durch 5.000 Jahre Kulturgeschichte begeben

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Ankommen in der Gegenwart

Der Rundweg führt aber auch vorbei am Informationszentrum „Borkener See“ und dem angrenzenden Themenpark „Kohle und Energie“. Das Freiluftgelände ist eine Ergänzung zur Dauerausstellung „Bergbaugeschichte“ und dem Besucherstollen des „Hessischen Braunkohle Bergbau-museums“. Denn auch wenn es im Umland möglicherweise so wirkt – der Bergbau hat Borken nie verlassen. Er hat sich lediglich in die bewegte Vergangenheit eingefügt, und welchen Stellenwert er bis heute hat, merkt man auch daran, dass das Museum sein Zuhause im Herzen der Stadt, dem „Alten Amtsgericht“, gefunden hat. Es ist das älteste Haus Borkens und in direkter Nähe zum historischen Rathaus und Marktplatz zu finden. 

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Dieses neue alte Zentrum der Stadt wurde in den letzten Jahren aktiv wiederbelebt. So wurde das Rathaus in 2009 aufwendig instand gesetzt und dient heute als schicke Fotokulisse für alle, die sich im dort beheimateten Standesamt das Jawort geben. Auch der Marktplatz, der ehemalige Dreh- und Angelpunkt der Stadt, kommt heute wieder dieser Aufgabe nach und beherbergt regelmäßig verschiedene Veranstaltungen und Feste, wie auch den traditionellen „Wecke- un‘ Wurschtmarkt“. Wie der Name schon sagt, geht es bei dieser Veranstaltung um die leckeren Back- und Wurstwaren zahlreicher Metzger, Bäcker und Direktvermarkter und sie ist auch überregional sehr beliebt. Der nächste Termin für dieses kulinarische Event ist der 25. September 2022. 

Am Ende dieses Textes müssen wir noch eine Lanze brechen, und zwar für eine Stadt, die sicherlich einiges erduldet, aber auch ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen hat. Wir können einen Besuch in der Stadt Borken und ihrer wunderschönen „Second-Hand-Landschaft“ auf jeden Fall nur empfehlen. 


Mehr Informationen findet ihr auf borken-hessen.de!

Schloss Hirschgarten in Nassenerfurth Edlake 2022
Das Schloss Hirschgarten in Nassenerfurth ist eines der seltenen Wasserschlösser der Gegend und ein beliebtes Ausflugsziel.

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