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Joscha Weiß auf in seinem Boot auf dem Edersee. Die Achtsamkeit des Angelns. Fotos: edlake
Joscha Weiß auf in seinem Boot auf dem Edersee. Fotos: edlake

Über die Achtsamkeit des Angelns

Als beliebtes Angelgewässer zieht der Edersee jedes Jahr Tausende von Anglern ins nordhessische Waldeck-Frankenberg. Einer von ihnen ist Landschaftsgärtner Joscha Weiß, der das Angeln auf eine etwas andere Art und Weise betreibt.

Sobald die ersten Sonnenstrahlen des Jahres damit beginnen, das Wasser im Edersee zu erwärmen, ruft dies die ersten Angler auf den Plan. Obwohl das Fischen grundsätzlich ganzjährig möglich ist, lockt doch der Frühsommer die meisten Angelfreunde an den nordhessischen Stausee. Sie sind dann häufig in den flachen Buchten, im Ort oder rund um Herzhausen zu finden, wo die Wassertiefe auch bei Vollstau nur um die sechs Meter im ehemaligen Flussbett beträgt. Diese flachen Bereiche wärmen sich nicht nur schneller auf, sondern verfügen auch über mehr Vegetation und bilden somit den perfekten Lebens- und Laichraum für viele Fischarten. 

Angeln als Geduldsprobe

Auch Joscha Weiß ist oft an diesen Orten zu finden, jedoch nicht klassisch mit Campingstuhl und Sonnenschirm am Gewässerrand, sondern direkt auf dem See. Ist der Anker erst einmal gesetzt und sind die Leinen ausgeworfen, verharrt er oft tagelang auf seinem Boot. Anders als andere Angler am Edersee hat er es meistens nicht auf Raubfische wie Hecht und Zander abgesehen, sondern er wartet mit viel Geduld auf einen ganz anderen Kandidaten: den Karpfen. 

Ederseensucht

Seinen Allerersten fing er bereits in jungen Jahren – jedoch als Beifang beim sogenannten Stippfischen. Diese ganz klassische Art des Angelns lernte er von seinem Opa, den er in seiner Kindheit und Jugend oft zum Edersee begleitete. Seine Großeltern hatten im Waldecker Ortsteil Nieder-Werbe ein Ferienhaus, und wenn die Möglichkeit bestand, fuhr Joscha gemeinsam mit ihnen ins Feriendomizil.

Was damals begann, ist bis heute geblieben: die Liebe zum Edersee. So ist es auch zu erklären, dass er bis heute mit absoluter Regelmäßigkeit an Freitagnachmittagen in der Sennegemeinde Hövelshof sein Auto packt, um wenige Stunden später ein erstes Bier auf dem See zu genießen. Fangerfolge hat er beim Karpfenangeln nämlich nur selten. „Ich fische jetzt seit rund 20 Jahren auf Karpfen und ich habe die meiste Zeit überhaupt nichts gefangen“, gesteht er lachend.

Artenschutz

Doch ist der Edersee eigentlich ein gutes Gewässer zum Karpfen fangen? Denn eigentlich ist er vor allem für seine Raubfische wie den Hecht oder den Zander bekannt. Der Karpfen ist hingegen ein sogenannter Friedfisch, und auch wenn es von ihm durchaus noch einen Bestand gibt, ist dieser in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen – der gesuchte Karpfen ist also gar nicht mehr so oft anzutreffen. Deswegen gibt es am Edersee neben den typischen Schonzeiten und einer Mindestgröße auch Fangbegrenzungen auf besonders beliebte Fische oder seltenere Vorkommen, um die Artenvielfalt zu erhalten. 

Wie wichtig ihm dies ist, betont Joscha Weiß immer wieder in den Beiträgen und Videos auf seinem Instagram-Kanal. Auch in seiner Heimat engagiert er sich deshalb als Gewässerwart und setzt sich für den gesunden Erhalt der dortigen Baggerseen ein. 

Einzelkämpfer auf dem Edersee

Dort trifft er auch häufiger mal auf andere Karpfenfischer – auf dem Edersee ist er die meiste Zeit allein. „Ab und an trifft man mal einen, aber die sind dann auch schnell wieder weg.“ Er hingegen verbringt viele Tage und Nächte des Jahres auf dem Edersee – immer bereit für einen Fang, aber nicht deswegen. 

Das Karpfenangeln am Rande des Nationalparks Kellerwald-Edersee hat für ihn einen ganz anderen Reiz: das einmalige Naturerlebnis.

Die Ruhe am Edersee - wenn der Wind durch die Blätter rauscht und die Wellen sanft das Boot bewegen, wenn die Geräusche des Alltags in den Hintergrund treten und er nur noch die Natur wahrnimmt, ist Joscha Weiß am Edersee angekommen.
Die Ruhe am Edersee – wenn der Wind durch die Blätter rauscht und die Wellen sanft das Boot bewegen, wenn die Geräusche des Alltags in den Hintergrund treten und er nur noch die Natur wahrnimmt, ist Joscha Weiß am Edersee angekommen.
Gänsehaut-Momente 

Anders als andere Angler befindet er sich nämlich oft mehrere Tage ohne Unterbrechung auf dem Wasser und sitzt somit in der ersten Reihe bei einem großen Natur-Schauspiel. So berichtet er von tanzenden Glühwürmchen im Sommer oder Kanadagänsen, die im Herbst in großen Schwärmen durch die Buchten ziehen. Er erzählt, wie sich die Pflanzen bei niedrigem Wasser im Wellenspiel mitbewegen und wie die Nebelschwaden am Morgen über den See wabern, bevor sie die Sonne bricht. Oder auch wie ein heftiges Gewitter, das bereits weitergezogen ist, in einer Symphonie aus Regentropfen im Blätter- und Nadelwerk der Wälder nachhallt. „Das ist ein richtig abgefahrenes Geräusch. Es gibt wirklich viele Gänsehaut-Momente!“

Die Leinen immer fest im Griff – Wenn sein Boot einmal vor Anker liegt, liegt es dort meist die komplette Zeit seines Aufenthalts. Um flexibel zu bleiben, hat Joscha ein kleines Beiboot.
Die Leinen immer fest im Griff – Wenn sein Boot einmal vor Anker liegt, liegt es dort meist die komplette Zeit seines Aufenthalts. Um flexibel zu bleiben, hat Joscha ein kleines Beiboot.
Achtsamkeit

Und diese Augenblicke sind es, die für Joscha Weiß in der Summe seinen Besuch am Edersee ausmachen. Er ist also nicht enttäuscht, wenn er an einem Sonntagmorgen mit nicht genutzten Ködern und leeren Eimern an Land zurückkehrt. Er ärgert sich beim Verstauen seines Boots nicht über die verlorene Zeit oder Regenwetter – im Gegenteil. „Mir geht es bei der Angelei am Edersee vor allem um Achtsamkeit.“ Und wenn man darauf seinen Fokus legt, dann macht das Fischen auch ohne Fische Spaß. 

Joschas Angel-Abenteuer kann man übrigens auf Instagram unter suckmyballs.de verfolgen.

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