Die Natur nimmt im Winter eine wohlverdiente Pause. Wir nutzen die Gelegenheit, euch gemeinsam mit unserer edlake Familie auf eine Reise durch die ruhende Natur des Kellerwaldes zu schicken. Außerdem entführen wir euch an die Aseler Brücke, die uns als Teil des Edersee-Atlantis einen Einblick in die Vergangenheit bietet – seid gespannt!
„Schaut mal, es liegt wirklich Schnee!“ sagt Paula und drückt sich die Nase an der Autoscheibe platt. Es ist fünf Minuten vor 10 Uhr, als der Kleinbus unserer edlake-Familie auf den Parkplatz des NationalparkZentrums Kellerwald-Edersee abbiegt. Vor zwei Tagen hätte man noch nicht daran geglaubt, doch an diesem Dezembermorgen glänzt der Winter mit Anwesenheit.
Winter-Warnung
So schön die weißen Winterlandschaften auch sind, besonders nach Neuschnee, heftigen Schneefällen oder in Kombination mit starkem Wind solltet ihr die Wälder meiden. Es besteht akute Gefahr durch herabfallende Äste, und auch eine kurzfristige Sperrung der Wege durch umgefallene Bäume ist immer möglich. Der Nationalpark informiert über potenzielle Änderungen und Gefahren immer auf der Startseite seiner Website nationalpark-kellerwald-edersee.de. Auch ein Blick auf die allgemeinen Hinweise in der Rubrik „Natur erleben“ lohnt sich.
Der Startpunkt
Um das Tageslicht in vollen Zügen zu nutzen, hatten Anne und Sascha entschieden, zeitig im Edertal loszufahren, um auch noch die Dauerausstellung im NationalparkZentrum besuchen zu können. Schon mehrfach hatten sie sich vorgenommen, das Info-Zentrum bei Vöhl-Herzhausen im Zuge einer ihrer Wanderungen im Kellerwald zu besuchen, doch bislang war es nie dazu gekommen.
Das Nationalparkzentrum
Aus diesem Grund stehen sie nun pünktlich um 10 Uhr an der Tür und sehen dabei zu, wie von innen aufgeschlossen wird. Im Foyer erwartet sie eine ganze Reihe von spannendem Info-Material zu allen Veranstaltungen, Angeboten und Touren, die der Nationalpark zu bieten hat. Außerdem gibt es einen Shop mit interessanten Büchern, Postkarten, T-Shirts, anderen Mitbringseln und Kleinigkeiten.
An der Infotheke wird das Viergespann freundlich begrüßt, und weil Kinder einschließlich 14 Jahren die Ausstellung und das 4D-SinneKino kostenlos besuchen dürfen, müssen nur die Eltern Sascha und Anne ein Ticket lösen. Ein Mitarbeiter begleitet sie bis zum Eingang der Ausstellung, der direkt neben dem Haupteingang liegt und nur wenige Sekunden später betritt die Familie eine uns verborgene Welt des Kellerwaldes.
NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee
Das NationalparkZentrum bei Vöhl-Herzhausen ist die Hauptanlaufstelle für alle Besucher des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Von November bis März ist es dienstags bis sonntags von 10:00 bis 16:30 Uhr geöffnet. Der angrenzende GastRaum öffnet dienstags bis samstags um 12 Uhr seine Türen. Sonntags gibt es bereits ab 9:00 Uhr die Möglichkeit, mit Voranmeldung am ausgiebigen Frühstücksbuffet teilzunehmen.
nationalparkzentrum-kellerwald.de
Die Ausstellung
Bereits auf den ersten Metern gibt es einiges zu erleben: Sascha und Theo haben sofort die verschiedenen Spielstationen entdeckt, die sich mit den Bewohnern des Unterholzes beschäftigen, während Paula und Anne mehr über das geheime Leben der Wildkatze lernen. Danach wird gemeinsam geraten, welche Walddüfte sich hinter den einzelnen Klappen der Riech-Station verbergen, und ausgetestet, wie unterschiedlich sich verschiedene Gesteinsarten anfühlen.
Auch die UrZeit hat es der Familie angetan. Sie verrät, wie sich die Wälder des Nationalparks entwickelt haben und wie sich der Nationalpark in Zukunft entwickeln wird. Außerdem erfährt man im WaldWerk, dem großen Panorama-Bereich der Ausstellung, viele interessante Details über die unterschiedlichen Waldbewohner.
Spannende Eindrücke
Für Klein-Theo ist es besonders faszinierend, Wolf und Luchs auf Augenhöhe zu begegnen. Für viele Inhalte der Ausstellung ist er mit seinen zwei Jahren noch ein bisschen zu klein, aber bei den Tieren bleibt er wie gebannt stehen und blickt immer wieder zwischen ihnen und seinem neben ihm knienden Vater hin und her.
Für die Erstklässlerin Paula ist die Ausstellung hingegen richtig spannend, auch wenn sie an der einen oder anderen Stelle noch darauf angewiesen ist, dass ihre Eltern ihr etwas vorlesen. Aufmerksam hört sie zu, während ihre Lippen selbst die ersten Silben formen.

Auf den Spuren der Wildkatze
Anschließend ist es Zeit, die Wildkatze ins Unterholz zu begleiten. Das 4D-SinneKino hat seit einiger Zeit einen neuen Film, der die Geschichte des Nationalparks aus Sicht der Wildkatze erzählt. Der 3D-Film wird begleitet von verschiedenen Spezialeffekten, die dazu führen, dass man das Gefühl bekommt, tatsächlich mit dem kleinen Streifentiger im Wald zu stehen. Ein spannendes Erlebnis, das den Besuch unserer Familie krönt.
Die Ringelsberg-Route
15 Minuten später und nur wenige 100 Meter oberhalb des NationalparkZentrums beginnen sie schließlich den sportlichen Teil ihres Ausflugs. Am Wanderparkplatz „Himmelsbreite“ startet unter anderem die sogenannte „Ringelsberg-Route“ (siehe Kasten), die sie auf dem Urwald-steig bis Asel-Süd führen wird. Bereits im Vorfeld zu ihrer Wanderung hatte sich Anne den dazugehörigen Guide heruntergeladen und im NationalparkZentrum dann noch einmal die Broschüre eingesteckt. Doch auch hier an der Wandertafel hätten sie die Möglichkeit gehabt, das Heftchen einzustecken, denn das dafür vorgesehene Klappfach ist frisch aufgefüllt. Für die Wanderung selbst ist es nicht erforderlich, doch es bietet neben einer Streckenübersicht auch spannende Zusatzinformationen zu den 10 Wegstationen der Strecke.
Die Ringelsberg-Route
Der rund 10 km bzw. 11,2 km lange Rundweg (abhängig davon, wo man startet) gehört zu den absoluten Lieblingsstrecken unserer Redaktion im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Die Route startet am Wanderparkplatz „Himmelsbreite“ bei Harbshausen oder dem Wanderparkplatz „Asel-Süd“ am Campingplatz „Edersee-Paradies“. Man kann aber auch entlang der Strecke über Zuwege oder andere Routen einsteigen. Dem Pilz-Symbol folgend, erfahrt ihr an 10 Stationen alles, was ihr schon immer über den Kellerwald wissen wolltet. Ihr folgt dem sich windenden Weg in die Tiefen des Buchenwaldes, vorbei an Hügelgräbern, durch Furten und verwunschene Täler und entlang der Steilhänge und Bergrücken, die euch tolle Ausblicke auf den Edersee ermöglichen. Ihr seht also, die Ringelsberg-Route ist ein absolutes Muss für jeden Outdoor-Fan.
Intuitive Wegeführung
Wer jedoch einfach nur den uralten Buchenwald mit all seinen Besonderheiten in Reinform erleben will, kann getrost auf Übersichtskarten und geschriebene Worte verzichten. Er braucht lediglich dem Pilz-Symbol zu folgen, welches ihn in einer großen Runde und nach rund 10 km wieder hier an den Ausgangspunkt zurückführen wird.
Auch unsere edlake-Familie lässt die Karte zugeklappt und vertraut auf die Streckenführung. Die Suche nach dem wegweisenden Pilz-Symbol fällt ab sofort in Paulas Zuständigkeit, und so eilt die 7-Jährige manchmal schon einige Meter voraus, um ihrer Familie rechtzeitig an der Abzweigung den Weg zu weisen.
Spannende Wegpunkte
Theo stampft zufrieden an der Seite seiner Eltern durch den Schnee und macht, wenn die kleinen Beinchen dann doch einmal zu müde werden, eine Verschnaufpause auf den Schultern seines Vaters. So passiert die kleine Karawane die verschiedenen Stationen, darunter zum Beispiel auch die Hügelgräber aus der Bronzezeit.
Auch ohne Schnee ist diese Station leicht zu übersehen. Lediglich eine gelbe Nummer zwei signalisiert am Wegweiser, dass es hier etwas zu entdecken gibt. Wer nun dem schmalen Abzweig folgt, steht nach einigen Metern mitten im frühzeitlichen Gräberfeld. Mehrere Steinhaufen sind hier stille Zeugen der Vergangenheit, die sich am heutigen Tag zusätzlich auch noch unter einer dünnen Decke aus Schnee verstecken.
Alternative Strecke
Nach einiger Zeit gelangen sie an einen Abzweig, der auch als Abkürzung für die Ringelsberg-Route dient. Hier kann man – je nachdem, von welcher Seite man kommt – die Strecke 5,2 oder 7,8 km abkürzen. Die Familie folgt allerdings weiter den Pilzen, die auf diesem Teil der Strecke parallel zum blauen Symbol des Urwaldsteigs verlaufen.
Atemberaubende Ausblicke
Sie überqueren eine fast ausgetrocknete Furt und durchqueren noch einige 100 Meter den dichten Wald, bevor der Weg beginnt, sich die Steilhänge des Edersees hinaufzuwinden. Von hier aus bieten die kahlen Buchen dann auch die ersten Ausblicke auf den derzeit leeren Edersee. In einem schmalen Bachlauf läuft das Wasser durch das Tal und erinnert an eine Zeit vor dem Bau der Sperrmauer.
Wenige Fußminuten vor dem eigentlichen Wendepunkt der Rundstrecke folgen die fünf dann dem Zubringer der „Ringelsberg-Route“ nach Asel-Süd. Schon beim Abstieg ins Tal sehen sie immer wieder zwischen den Bäumen die Aseler Brücke. Das letzte Mal, als sie hier unterwegs waren, befand sich das Bauwerk vollständig unter Wasser.
Edersee-Atlantis
Die Brücke bei Asel-Süd ist nur eine der verschiedenen Stätten, die es rund um den Edersee zu entdecken gibt. Viele davon sind in diesem Winter gut zu erreichen – einige Stätten, die vor wenigen Wochen noch sichtbar waren, schlummern schon wieder unter Wasser. Für die Ortsstellen rund um Waldeck-West wurde vor einigen Jahren eine App eingerichtet, die einem den Besuch dank AR (Augmented Reality) nicht nur versüßen kann, sondern auch mit den tagesaktuellen Wasserstandsangaben immer anzeigt, welche Bereiche gerade besucht werden können. Mehr Informationen zu der App und der Dorfstelle Berich an der Ederseerandstraße findet ihr auch in unserem Artikel „Ein letztes Bier zum Abschied“ aus unserer Erstausgabe im Herbst 2021.
Edersee-Atlantis in Asel-Süd
Nun gibt die Brücke den Landweg zur gegenüberliegenden Seite frei. Da unsere Edertaler noch einiges an Wegstrecke vor sich haben, statten sie allerdings nur der Brücke nur einen kurzen Besuch ab. Sie lassen es sich jedoch nicht nehmen, auch noch ein wenig durch das Bett des leeren Sees zu wandern – wenn es nicht gerade gefroren ist, eher eine matschige Angelegenheit.
Die Dorfstelle und der alte Friedhof von Asel, die ebenfalls Teil von Edersee-Atlantis (siehe Kasten) sind, und auf der anderen Seite in der Bucht liegen, müssen bis zum nächsten Besuch warten.
Der Begleiter Urwaldsteig
Vorbei am Wanderparkplatz auf Asel-Süd und dem Restaurant „Jäcweck im Fairhouse“, welches derzeit ebenfalls im Winterschlaf liegt, geht es dann den Berg hinauf. Um nicht denselben Weg gehen zu müssen, folgen sie hier dem Zubringer des Urwaldsteigs, der sie sicher auf ihren ursprünglichen Weg zurückführt.
Mit einem wunderbaren Blick zurück auf Asel-Süd genießen sie dann an einer Raststelle noch ein kurzes Picknick, bevor der anstrengendste Teil der Strecke folgt. Nun geht es nämlich über den Ringelsberg zurück zum Ausgangspunkt ihrer Wanderung. Hier muss sich die Familie jetzt auch von ihrem vertrauten Begleiter, dem Urwaldsteig, trennen.

Anstrengender Aufstieg
Theo hat es sich für diesen Teil der Strecke auf den Schultern vom Papa Sascha bequem gemacht, und auch Paula hat sich dem Tempo ihrer Eltern angepasst, und folgt mit einigen Schritten Abstand an Annes Hand. Nach dem harten Anstieg ist der Ausblick über das Blättermeer des Buchenwaldes an Station 8 eine echte Belohnung. Von hier aus folgen sie dem Bergkamm für einige Zeit, der ihnen immer wieder teinen tollen Weitblick ermöglicht.
Ein leckeres Ende
Auf den letzten Metern werden die Kinder müde, doch ein Ende ist in Sicht. Es folgen noch einige Abbiegungen und Abzweige, und dann sind sie zurück am letzten Wegweiser, der sie noch 200 Meter bis zum Parkplatz schickt.
Am Auto angekommen, überlegen Anne und Sascha, ob sie direkt nach Hause fahren oder noch einmal im GastRaum des NationalparkZentrums stoppen, denn nach über 12 km Gesamtstrecke haben sie sich den warmen Kakao und ein Stück Torte auf jeden Fall verdient.
Paula ist für Kuchen und Theo enthält sich seiner Stimme, und so folgen sie dem Feldweg zurück ins Tal. Am Infozentrum angekommen, ist beste Kuchenzeit. Sie sichern sich einen ruhigen Platz in einer Ecke und genießen ihre heißen Getränke und den leckeren Kuchen.
Was für ein toller Abschluss für einen fantastischen Wintertag am Edersee und im Nationalpark Kellerwald.
Mehr Informationen zum Nationalpark findet ihr unter: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

Hinweis der Redaktion
Keine Sorge, wir quälen keine Zweijährigen. Natürlich haben wir unsere edlake-Familie nicht die komplette Strecke laufen lassen. Abgesehen von der eisigen Kälte, wäre die beschriebene Route im vorgegebenen Zeitraum unserer Titelstory etwas zu sportlich geworden. Wer die Tour trotzdem mit Kindern wandern will, sollte die vielen Rastmöglichkeiten nutzen und auch ausreichend Zeit einplanen.