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Fotos: David Heise/Marcus Brauer

Boxen – Schule fürs Leben?

In unserer neuen Reihe „Menschen der Region“ möchten wir euch Leute vorstellen, die durch ihre Arbeit oder ihre Leidenschaft die Region auf eine besondere Weise prägen. Für diese Ausgabe haben wir uns den Profi-Sportler Mario Jassmann ausgesucht, der seine Heimatstadt Korbach mit seinem Ausnahmetalent auf dem weltweiten Parkett des Boxens vertritt.

Ich verstehe nichts vom Boxen. Daran hat weder das Treffen mit Mario Jassmann noch das Schreiben dieses Artikels etwas geändert. Ich erkenne allerdings, wenn jemand mit seinem ganzen Herzblut für etwas brennt, und das beschreibt den gebürtigen Korbacher perfekt. 

Die Leidenschaft

Entzündet hat dieses Feuer sein Vater Reinhart, der selbst Boxer war und in den 90er-Jahren deutschlandweit als Trainer arbeitete. Wann immer es möglich war, war Klein-Mario mit auf Tour und unterstützte seinen Vater eifrig bei dessen Arbeit. Nur wenige Jahre später hatte sich dieses Verhältnis jedoch umgekehrt und sein Vater sollte ihn auf seinem Weg in die Ringe der Welt begleiten.

Zwischen diesem Traum und Mario Jassmann standen allerdings Jahre voller Anstrengungen, Entbehrungen und anfangs auch Mama Karin. Nach vielen Jahren an der Seite ihres Mannes wusste sie, wie schwierig es werden würde, als Sportler und besonders als Boxer erfolgreich zu sein. Sie machte also einen Deal mit ihrem Sohn: Gute Noten in der Schule haben Priorität. 

Und als es ihm im Alter von 12 Jahren immer schwerer fiel, dieses Versprechen zu halten, machte seine Mutter ernst: Fast anderthalb Jahre pausierte er mit dem Boxen … „und dann hat sie aufgegeben“, erklärt Jassmann lachend. 

Die Disziplin

Das war der eigentliche Startschuss, der Anfang für seine Karriere. Bereits wenige Monate später stand er wieder erfolgreich im Ring. Es folgten Titel und Siege, aber auch die ersten Niederlagen und Erkenntnisse. „Dass ich einen harten Schlag hatte, brauchte ich keinem beweisen. Mir traute allerdings keiner zu, dass ich auch zehn Runden durchhalten und nach Punkten siegen könnte.“ 

Auch musste er auf seinem Weg lernen, dass das Leben oft nicht gerecht ist. „Es gab immer wieder Kämpfe, die ich eigentlich hätte gewinnen müssen.“ Von diesen Fehlentscheidungen hat er sich jedoch nicht bremsen lassen – im Gegenteil, sie haben ihm Auftrieb gegeben. 

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Voll auf die Zwölf... Am 29. Oktober 2022 verteidigte Mario in Korbach vor heimischer Kulisse seinen Titel im Supermittelgewicht als Interkontinental-Meister der WBF erfolgreich gegen den Slowaken Gabriel Tkac. In der 5. Runde landete er einen Leberhaken, von dem sich Tkac nicht erholte und ließ den Titel in der Heimat.

Fakten & Zahlen

Mario Jassmann wurde 1987 in Korbach geboren und durfte schon früh die Luft des Boxsports schnuppern. Im Alter von 12 Jahren boxte er seinen ersten Kampf, den er gewann. Es folgten Titel als „Südwest-“ und „Hessenmeister“, er bestritt internationale Kämpfe und boxte in der Bundesliga, wo er gemeinsam mit seiner Mannschaft im Nordhäuser SV „Deutscher Meister“ wurde. Im Alter von 26 Jahren begann er dann seine Profi-Karriere und ist bis heute in 20 Kämpfen ungeschlagen. Seit 2017 trägt er den Titel „Internationaler Deutscher Meister“ des BDB im Mittelgewicht – diesen durfte er bislang viermal verteidigen. Im Jahr 2019 kam dann noch der „WBF-Intercontinental Champion“ im Supermittelgewicht dazu. 

Die Ausdauer

2014 zahlten sich schließlich alle Bemühungen aus, und Enrico Schütze von PSP Boxing nahm ihn unter Vertrag. Das war seine Eintrittskarte in den Profisport – jetzt ging es um etwas. Die Veranstaltungen wurden größer und teilweise auch im Fernsehen übertragen.

„Das ist schon was anderes“, sagt er schmunzelnd. In der Zeit entwickelte er auch sein Ritual, das er bis heute vor jedem Kampf praktiziert. „Ich mache alles bewusst langsam. Ich nehme am Veranstaltungstag komplett die Geschwindigkeit raus und probiere runterzufahren. Manchmal versuche ich auch noch, vor dem Kampf etwas zu schlafen, aber das klappt nicht immer“, erklärt er. Sobald er abends den Ring betritt, ist er dann 100 % bei der Sache, und seine ganze Aufmerksamkeit gilt dem bevorstehenden Kampf und seinem Gegner.

Der Fokus

Ein Kampf im Rampenlicht gegen einen starken Gegner ist sicherlich für den einen oder anderen eine Horror-Vorstellung. Für Mario Jassmann ist es das, was ihn von Anfang an am Boxsport begeistert hat: „Es ist ehrlich und Mann gegen Mann.“ 

Und während anfangs ein schneller Sieg mit K.O. durchaus für ihn erstrebenswert war, hat er heute andere Ziele: „Ein guter Kampf ist für mich, wenn ich mich anstrengen muss und ans Limit gehe. Und ich freue mich, wenn Dinge klappen, die ich mir vorgenommen habe.“

Die Vision

Für einen solchen Kampf braucht es allerdings starke Gegner, und Mario wünscht sich für seine weitere Box-Karriere genau das: „Viele gute Kämpfe gegen gute Gegner. Am liebsten auch im Ausland, zum Beispiel in den USA oder Großbritannien.“ Den Grundstein dafür legte er 2019 bei einem mehrwöchigen Trainingscamp in den USA. Begleitet von einem Kamerateam trainierte er hier in mehreren Studios mit hochrangigen Trainern in Las Vegas und LA. 

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Mit Freundin Erika genießt er gerne eine Auszeit in der Natur. Gemeinsam mit seiner Familie steht sie dem Sportler auf seinem Weg zur Seite.
Das Leben

Jetzt, im November 2022, ist sein Fokus nach gerade gewonnenem Kampf in der Korbacher Kreissporthalle allerdings ganz woanders: „Wir warten auf die Bodenplatte.“ Gemeinsam mit Freundin Erika baut er nämlich derzeit sein Eigenheim – natürlich in der Hansestadt.

Doch bereits in wenigen Wochen geht es schon wieder in die Vorbereitung für seine Veranstaltung, die am 11.03.2023 in der Kreissporthalle stattfinden wird. „Das Publikum erwartet acht internationale Profikämpfe“, sagt Jassmann. Er wird den Hauptkampf bestreiten – man darf also gespannt sein. 

Ich fand diesen Einblick auf jeden Fall sehr interessant, und wenn man etwas von dieser beeindruckenden Karriere lernen kann, dann wahrscheinlich die Tatsache, dass eben doch „der Weg das Ziel“ ist. Vielen Dank an Mario Jassmann für das Gespräch.

Trainingscamp USA

Einige Eindrücke von seiner Reise durch die USA findet ihr auf Marios YouTube-Kanal.

Mario Jassmann auf YouTube

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