Dem Bösen Wolf aus dem Märchen hängt ein schlechter Ruf an. Im gleichnamigen Offroadpark Knüllwald haben, uns auf die Suche nach der Wahrheit gemacht. Steigt ein und erfahrt, was dran ist an der alten Geschichte und wie wenig es braucht, um Spaß zu haben.
Mitunter sind es die Kleinigkeiten, die ein breites Grinsen auf die Gesichter zaubern. Ganz einfache Zutaten, wenn man so will. Zutaten, die schon in frühesten Kindheitstagen für strahlende Augen gesorgt haben: Dreck, Schlamm und Entdeckergeist. Und damit herzlich willkommen im Offroadpark „Böser Wolf“ Knüllwald. Dem Eldorado für jung gebliebene Entdecker, abenteuerlustige Spielkinder und eben für uns: das edlake-Team, das neben der profanen Redaktionsarbeit auch gerne mal die oft beschworene Sau rauslässt.
Fahrspaß in Reinform
Der Vergleich passt. Denn ähnlich der Sau, die mit ihrem Rüssel den Boden aufwühlt, graben wir uns mit einem 21 Jahre alten Audi Allroad durch Dreck, Basalt und unbekannte Wasserlöcher. Übrigens ist es ein Klischee, dass NUR die fetten V8 „Monster“ im Offroadpark unterwegs sind, reichlich Abgase ausstoßen und Unruhe ins Rotkäppchenland in der Grimm-Heimat bringen. Klar, die gibt es auch, aber in der Mehrzahl eben auch sehr viele modifizierte Camper, Weltreisende, die für ihre nächste Tour üben, sowie Expeditionsmobile auf Erprobungsfahrt. Und da wären noch wir von edlake, die mit einem halbwegs feldwegtauglichen, 21 Jahre alten Audi über die Schotterpisten bügeln.
An dieser Stelle sind wir so frei und nehmen das Fazit mal vorweg: Eigentlich kann jeder, der Bock darauf hat, dem Bösen Wolf einen Besuch abstatten. Denn der Streckenplan bietet von leicht bis schwer an jeder einzelnen Stelle Fahrspaß in Reinform. Das Beste daran ist, dass man das weitreichende Wegenetz mithilfe einer Streckenkarte völlig selbständig erkunden kann. Ein Hard-core-Geländewagen ist dafür ebenso wenig nötig wie jahrelange Interkontinental-Erfahrungen.

Besucher aus nah und fern
Prinzipiell schafft auch ein normaler Straßen-PKW die reguläre Hauptstrecke. Aber Allrad und etwas Bodenfreiheit helfen enorm, wenn es darum geht, ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern, das auch am Abend noch nicht weggehen will. Mit diesen beiden Zutaten sind dann auch weite Teile der Waldregionen, des Tagebaugeländes mit seinen Ton- und Sandgruben, dem Basaltbruch und den teilweise steilen Abfahrten machbar.
Ganz nebenbei, der Böse Wolf ist unter der Woche lammfromm. Dann gehen die Betreiber des Offroad-Parks, die Familie Krug, ihrem Tagesgeschäft nach und der Park zeigt sich als regulärer Tagebaubetrieb. Das macht vielleicht auch den Reiz des Bösen Wolfs aus: keine professionelle, bis ins Detail präparierte Strecke, sondern ein genutztes Gelände, das sich immer wieder wandelt. Seit 2008 können Schotterpisten-Enthusiasten nun schon das innere Kind im Bösen Wolf rauslassen. Und das Angebot wird dankend angenommen. Aus aller Herren Länder strömen die Besucher Wochenende für Wochenende herbei: aus den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und natürlich aus dem ganzen Bundesgebiet. Die im Dickicht und Morast verloren gegangenen Kennzeichen, die am Eingang des Parks in einem großen Blumenkübel stecken, zeugen davon. Aber bevor wir verloren gehen, zurück zum Thema.
Platz mit Aussicht
Wenn es dann doch einmal zu schwierig aussieht auf der holprigen Piste – und das wird es – oder die Angst um Lack und Räder zu groß ist, dann bleibt einfach auf der Hauptstrecke und schleicht bis ganz nach oben. Dort könnten wir euch eine Alternative anbieten. Keine Sorge, über Langsamfahrer und Im-Weg-Rumsteher regt sich beim Bösen Wolf niemand auf. Das sind Probleme der Autobahn. Hier wird jeder respektiert, der einen Augenblick länger benötigt, um zu entscheiden, ob die Steigung machbar ist oder eben nicht. Oben angekommen, sucht ihr euch einen Platz mit bester Aussicht, packt Campingstühle nebst -tisch und Sonnenschirm aus (was ihr natürlich nach der Lektüre der edlake-Sommerausgabe dabei habt) und genießt bei einem Kaltgetränk die staubige Show unten im Tagebau.

Pause im Matsch
Doch zurück zum Eigentlichen. Wir stehen im Eingangsbereich des Offroadparks, am Start der Strecke, wenn man so will. Unter einem weißen Partyzelt, das Schatten spendet, heißt uns Karl-Hans Krug Pfeife rauchend (es ist eine Vauen aus Nürnberg, der weiße Punkt am Mundstück verrät die Herkunft) willkommen. Das Oberhaupt des Tagebau- und Offroad-Familienbetriebes wirkt sichtlich zufrieden inmitten seines ganz privaten Spielplatzes. Sein Sohn Thilo, gerade am Telefonieren mit einem Mitarbeiter, da sich einer der Besucher irgendwo im Matsch festgefahren hat, winkt uns ins Büro hinein. Nachdem er seinen Helfer zur Stelle des Steckenbleibens delegiert hat, bleibt Zeit, uns in die Strecke einzuweisen.
Kleine Anekdote am Rande aus dem Nähkästchen von Thilo Krug: Wer es allzu übermütig angeht, der landet schon mal mit seinem nagelneuen Luxus-Geländewagen auf der Seite, wird von einem Baum gebremst und darf sich über eine Reparatur in Höhe von etwa 60.000 Euro „freuen“.
Fliegende Holländer
Damit uns genau so etwas nicht passiert, horchen wir aufmerksam seinen Erläuterungen. Thilo erklärt uns detailliert, wo wir auf dem etwa 70 Hektar großen Gelände fahren dürfen und wo nicht. Der Streckenplan, den er uns an die Hand gibt, hilft. Direkt hinter der Anmeldung führt der Parcours bergauf in den Wald. Den „St. Moritz-Weg“ lassen wir rechts neben uns liegen – zu schweres Gelände für den Audi (und seinen etwas zu unerfahrenen Steuermann). Im Augenwinkel sehen wir nur ein paar Holländer, die sich mit ihren kleinen Gelände-Buggys durchs Geäst wühlen, über Kuppen springen und kurz darauf wieder hinter einer steilen Abfahrt verschwinden. Unser Weg führt weiter bergauf, vorbei an Tonplatz und Birkenwäldchen. Wir wollen ein Gefühl für das Gelände bekommen und uns einen Überblick verschaffen, bevor wir richtig loslegen – für unsere Verhältnisse, versteht sich.
Bad Wolf Dirt Run
Einmal im Jahr findet der „Bad Wolf Dirt Run“ mitten im Offroad-Park statt. Dort spurtet ihr durch das Gelände, durchquert Wasserlöcher und landet vermutlich im Matsch. Der nächste Run ist am 16.09.2023. Infos und Anmeldung unter:
Zuversichtliche Ratschläge
Kurz vor dem Gipfelplateau legen wir einen Zwischenstopp ein. In einiger Entfernung übt sich ein modifizierter VW T5 darin, einen größeren Hügel zu bezwingen – erfolgreich. Direkt vor uns stehen ein Land Rover Defender und ein Discovery, die mittels Funkgeräten miteinander kommunizieren. Beide wollen einen ziemlich steilen und langen Schotterhang hinauffahren. Wir beobachten das Schauspiel gespannt. Der Fahrer des Defenders erkennt unsere Überlegungen, den Hang ebenfalls zu erklimmen. Trotz des gut gemeinten Hinweises des durch seine heruntergelassene Seitenscheibe zuversichtlich lächelnden Mannes, dass „es geht“, lassen wir das Unterfangen lieber sein. Bodenfreiheit und Bereifung des Allroad sind mit der seinen nicht zu vergleichen.
Kein Weg erkennbar
Kurze Zeit später stehen wir vor den Ausläufern eines kleinen, aufgeschütteten Hügels. In Form und Dimension mit einem Sattelzuganhänger zu vergleichen. „Sollte machbar sein, los, das schaffen wir“, klingt die Motivation fast greifbar vom Beifahrersitz zu mir herüber. Wir wagen es. Den Hügel hinauf erweist sich die Auffahrt doch steiler als das Auge zuvor glauben lassen wollte. Am Kipppunkt ist nur noch blauer Himmel zu sehen. Wie der Weg weitergeht, lässt sich nur erahnen. Glücklicherweise war bereits von unten einsehbar, dass die Strecke oben einige Meter geradeaus führen würde, bevor es wieder abwärts ging.
Durchgerüttelt, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht, lassen wir den ersten erfolgreich gemeisterten Hügel hinter uns. Die kommenden Hindernisse würden wir aber lieber doch vorher abgehen, um mögliche Kollateralschäden zu vermeiden. Denn, und hier kommen wir zu einer weiteren Anekdote von Thilo, es kommt nicht allzu selten vor, dass Autos auf dem Dach landen, wenn die Lücke zwischen Mut und Machbarkeit dann doch etwas zu groß klaffte.

Ungewisse Tiefen
Im Falle einer Brücke aus nebeneinander aufgereihten Baumstämmen, von denen nicht jeder die Belastungen der letzten Jahre ausgehalten hat und die deutlich sichtbare Lücken in der Überführung hinterlassen hat, sowie eines daneben gelegenen Wasserlochs, dessen Tiefe wir nur mit einem Ast erahnen können, den wir vom Ufer aus ins tiefe Nass halten, erweist sich der vorherige Lage-Check als durchaus kluge Entscheidung. Schließlich sind wir nicht mit dem KFZ-Insider-Tipp von Thilo unterwegs, was denn der beste Offroader wäre. Ein kleiner Suzuki Jimny nämlich, „der sich durch erstaunlich schweres Gelände arbeiten kann“. Gelände, in das wir uns mit dem Audi nicht vorgewagt haben. Den Waldtrial beispielsweise. Aber wir geben den Staffelstab gerne an euch weiter, vielleicht traut ihr euch ins Dickicht.
Weitere spannende Angebote
In nur 15 Kilometern Entfernung bietet das Team von HEF-RO Sport Events unter anderem Laser-Tag oder Paintball an. Falls ihr mal genug vom Rumfahren habt, findet ihr mehr Informationen unter:
Schwere Gerätschaften
Geöffnet hat der Böse Wolf übrigens von Ostern bis Oktober. Im Winter, bei unberechenbaren Witterungsverhältnissen, wäre das Risiko für Fahrer und Betreiber einfach zu groß. Schließlich kommt es selbst im Sommer vor, dass Fahrzeuge im Matsch steckenbleiben und von großem Gerät geborgen werden müssen. Nicht auszudenken, was bei durchgängig schlammigen und glatten Strecken geschehen könnte.
Apropos schweres Gerät. Wer keinen Bock auf Offroad hat, kann bei Familie Krug auch Bagger, Radlader, Dumper und Kettendozer bedienen und sich tief in den Knüll graben. Aber egal ob nun stundenlang über die Pisten gejagt oder einfach „nur“ große Maschinen bedient, der parkeigene Campingplatz lädt zu entspannten Abendstunden und ruhigen Nächten zu Füßen des Wolfs ein, der irgendwie gar nicht so böse daherkommt.
Märchenhafte Erlebnisse
Doch genug von wilden Tieren, die Großmütter fressen und im Rotkäppchenwald auf euch lauern. Das Märchenrepertoire der Gebrüder Grimm ist reichhaltig. Und wer weiß, vielleicht begegnet man ja der einen oder anderen sagenhaften Figur. Ihr müsst nur tief genug eintauchen in den Knüllwald.

Staubfreie Abwechslung
Wer eine staub- und actionfreie Beschäftigung sucht, findet in der Knüll-Region auch einen Wildpark, Premiumwanderwege, zahlreiche Reiterhöfe oder nimmt an einer geologischen Führung durch den Tagebau teil. Alle Infos und Kontaktdaten unter: