Der Geschmack von Heimat – Brauhof Hallenberg

Regional ist Trend. Wie es allerdings aussieht, wenn die Regionalität nicht ein Verkaufsargument, sondern ein durchdachtes Konzept und auch ein bisschen Lebensmentalität ist, kann man hervorragend im Brauhof Hallenberg erleben.

“Ich glaube, wir haben einen Termin.“ Ohne es bemerkt zu haben, hat sich die Türe hinter uns geöffnet, vor der wir bis vor einigen Sekunden noch eher unschlüssig standen. Wir waren die Straße zweimal auf- und abgefahren, und obwohl wir uns sicher waren, dass die Adresse passte, schreit das Fachwerkgebäude, vor dem wir stehen, nicht gerade Brauerei.

Neue Traditionen

Das liegt vielleicht aber auch daran, dass man beim Wort „Brauhof“ an ein großes Anwesen mit einer langen Tradition denkt. Auch hier im Brauhof Hallenberg wird die traditionelle Braukunst hochgehalten, doch sie ist neu – noch keine fünf Jahre alt. Und noch neuer ist Betriebsleiter Valentin Schöttke, denn er ist erst seit etwas mehr als einem Jahr dabei.

Althergebrachtes Handwerk

Er ist es, der mich heute begrüßt und mir einen Einblick gibt, was er und das restliche Team vom Brauhof unter einem guten Bier und einem regionalen Produkt verstehen. In der rustikalen Bierstube, die für einen Brauhof angemessen ist, erfahre ich dann auch, warum dieses liebevoll hergerichtete Gebäude nicht unbedingt meinen Vorstellungen entspricht.

„Willkommen im ehemaligen Schweinestall“, erklärt Valentin grinsend und zeigt mir danach eine Reihe von Bildern, wie das Gebäude noch vor kurzer Zeit ausgesehen haben muss. Doch wie kam es dazu, dass vor einigen Jahren das althergebrachte Handwerk wieder in Hallenberg einkehrte?

Brauhof-Chef Valentin Schöttke (links) wird von seinem Gesellen Lennart Dirks unterstützt.
Brauhof-Chef Valentin Schöttke (links) wird von seinem Gesellen Lennart Dirks unterstützt.
Große Ideen

Die Idee entstand, wie sollte es anders sein, bei einem Bier unter Freunden. Richard Gamm und sein Kölner Freund Jörg Schütte waren zusammengekommen und überlegten, was für den Standort Hallenberg eine Bereicherung wäre. Jörg Schütte hatte nur wenige Jahre zuvor gemeinsam mit seiner Frau Jutta Pinzler dem „Hof Hallenberg“, einem alten und herrschaftlich anmutenden Fachwerkgebäude oberhalb des Brauhofs, neues Leben eingehaucht. Heute beherbergt das Ackerbürgerhaus eine moderne Frühstückspension.

Anknüpfen an Vergangenes

Der gemeinsame Nenner war bei den Freunden nicht nur aufgrund des Getränks in ihren Gläsern schnell gefunden. Doch wenn sie diese Sache wirklich angingen, wollten sie es richtig machen. Es folgten ein aufwendiger Umbau und die Einrichtung der Brauerei. Mit Braumeister Peter Mesters und besten Zutaten starteten dann im Jahr 2018 erstmals seit über 100 Jahren wieder die Braukessel in Hallenberg.

Die Einwohner nahmen das „Hallenberger Landbier“ gerne an und freuten sich über die neue Attraktion, die schließlich im Jahr 2021 auch die Aufmerksamkeit des heutigen Brauhof-Chefs Valentin Schöttke auf sich zog.

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Nach einer Lagerzeit von mindestens sechs Wochen erfolgt die Abfüllung der drei Biersorten in große 1-Liter-Flaschen.
Hyper-Regionalität

Der gelernte Brauer und Mälzer hatte zuletzt in Bayern gearbeitet, doch die Stellenausschreibung aus dem Sauerland erregte seine Aufmerksamkeit: „Mir gefiel das Gesamtkonzept. Beim Brauhof Hallenberg ist Regionalität kein Marketing-Gag. Wir sind wirklich regional – hyperregional sozusagen.“

Und es stimmt, wenn der 26-Jährige sagt, dass man hier schon bei der Konzeption viel Wert auf die richtigen Schritte gelegt hat. So werden alle benötigten Zutaten vor Ort angebaut – ohne Ausnahme. „Ja, das mit dem Hopfen überrascht viele“, sagt er lachend. „Und was hier durch die Familie Wismer an der Nuhne angebaut wird, reicht auch noch nicht zu 100 Prozent, um unsere komplette Produktion abzudecken.“

Das finale Ziel ist es jedoch, diesen bereits extrem hohen regionalen Anteil bei den Zutaten noch weiter auszubauen und auch die Produktion weiter anzukurbeln. „Derzeit brauen wir pro Jahr so zwischen 40.000 und 50.000 Liter, aber es gibt noch Luft nach oben.“

Klasse statt Masse

Ursprünglich war die Idee gewesen, die Brauerei vor allem als Lehr- und Besucherbrauerei mit ca. 15.000 Litern zu betreiben. „Über dieses Ziel sind wir etwas hinausgeschossen“, erklärt der Wahl-Sauerländer. Doch trotzdem ist der Brauhof Hallenberg eine kleine Brauerei, und das soll er auch bleiben.

„Unser Bier ist ein regionales Produkt aus handwerklicher Herstellung – vergleichbar mit einem guten Brot vom einheimischen Bäcker“, beschreibt Valentin Schöttke, während er mit prüfendem Blick die heutige Produktion im Braukessel checkt, und führt augenzwinkernd fort: „Das sieht man und das schmeckt man.“

Anders als in der industriellen Herstellung, wo das Bier oft nicht länger als 4-5 Tage lagert, ist das „Hallenberger Landbier“ erst nach 6-8 Wochen trinkbereit und wird auch im Anschluss nicht gefiltert. Der vermeintliche Nachteil ist eine kürzere Haltbarkeit – der Vorteil: „Es gibt keine Kopfschmerzen!“

Hallenberger Bier genießen

Wenn ihr bei unserem Artikel Lust auf das leckere Bier vom Brauhof Hallenberg bekommen habt, dann könnt ihr euch die 1-Liter-Flaschen donnerstags bis sonntags von 16-19 Uhr im Braushop in der Brauerei holen. Der Onlineshop mit anschließender Lieferung ist rund um die Uhr für euch geöffnet. Das Bier gibt es außerdem an verschiedenen Orten in der Region zu kaufen und zu genießen. Zum Beispiel auch bei „Land in Sicht“ in Waldeck, über die wir in einer vergangenen Ausgabe bereits berichtet haben.

Ganzheitlich nachhaltig

Der Fokus liegt hier in Hallenberg auf einem guten und leckeren Bier aus nachhaltiger und regionaler Produktion. Aus diesem Grund haben sie auch nur drei Sorten im Angebot. Neben den beiden Standardsorten „Hallenberger Landbier“ und „Winterberger Landbier“ gibt es noch ein Saison-Bier. Derzeit ist es der „Hallenberger Urtyp“, der in Gänze aus 100 % regionalen Zutaten besteht.

Um alles, was von der Produktion übrig bleibt, kümmert sich übrigens das „Treber-Team“, eine Herde von Rindern, die auf den grünen Wiesen rund um Hallenberg zu Hause ist. „Sie kümmern sich um unseren Treber und haben ansonsten einfach ein wunderschönes Leben“, sagt Valentin.

Hautnah erleben

Doch neben dem regulären Braubetrieb kommt auch die ursprüngliche Idee einer Lehr- und Besucherbrauerei nicht zu kurz. So gibt der Brauleiter regelmäßig Brauseminare für Interessierte und Selberbrauer. Außerdem kann man den Brauhof auch für eine ausgiebige Führung mit anschließendem Tasting besuchen. Der Braushop hat ebenfalls mehrfach die Woche geöffnet, und auch online gibt es den leckeren Tropfen aus dem Sauerland zu bestellen.

Wir haben uns auf jeden Fall über diesen exklusiven Eindruck gefreut und können einen Besuch des Brauhofs in Hallenberg wärmstens empfehlen.

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Nur wenige Meter vom Rathaus entfernt befindet sich der moderne Brauhof in einem umgebauten Scheunen- und Stallgebäude.

Mehr Infos zum Brauhof Hallenberg findet ihr auch auf www.hallenberger-landbier.de

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